Pages

Sunday, July 26, 2020

Dieser Leisniger hat ein Auge für Pilze - Sächsische Zeitung

supokia.blogspot.com

Leisnig. Wer sich dieser Tage in den Wald aufmacht, kann Pilze finden, muss er aber nicht. Bisher ist es für das Pilz-Wachstum noch zu trocken, selbst wenn es häufiger geregnet hat als die Jahre zuvor.

Das sagt Dieter Kunadt, Pilzexperte aus dem Leisniger Ortsteil Gorschmitz. Schon seit vielen Jahren ist er ehrenamtlich als Pilzberater tätig. Gibt es das sprichwörtliche Pilzauge – also Menschen, die Pilze besonders schnell sehen und kaum einmal einen übersehen? 

Gibt es, ist sich Dieter Kunadt sicher. Angeboren werde diese Gabe den Menschen allerdings nicht.„Aber man kann sich einen solchen Blick mit Übung und Wissen antrainieren“, so Kunadt. Wer oft im Wald auf die Suche nach „Schwammerln“ geht, entdecke sie immer besser. 

Pilze sind durch nichts zu ersetzen

Dieter Kunadt hat offenbar bereits ein Pilzauge: Als er aus seinem Haus in den Garten tritt, sieht er sofort unter einer Fichte einen kleinen, frischen Anis-Champignon stehen. „Der muss erst in dieser Nacht gewachsen sein“, sagt er.

Wenn Dieter Kunadt über Pilze spricht, gerät er schnell ins Schwärmen. Nicht nur, weil der Gorschmitzer selbst für sein Leben gerne Pilze isst. „Pilze haben eine Rolle in unserer Natur, die durch nichts zu ersetzen ist“, sagt er. Mit vielen Pflanzen gehen sie eine sogenannte Lebensgemeinschaft oder Symbiose ein. 

Andererseits sind sie Fäulniszersetzer, die Pflanzenreste und verdorbenes Material in ihre Bestandteile zersetzen, sodass daraus wieder Erde wird.

Pilzjahr 2020 hat noch Potenzial

Ob dieses Jahr ein Pilzjahr wird? Dieter Kunadt zuckt mit den Schultern. „Das kann man nie so genau sagen.“ Das Jahr 2018 sei ein außerordentlich trockenes Jahr gewesen, und auch im Vorjahr regnete es erst wenig. „Dann kam aber im September eine Phase, in der es mehr als 30 Liter pro Quadratmeter geregnet hat.“

Das hat Dieter Kunadt seinen Wetteraufzeichnungen entnommen. Nach diesem Guss seien die Pilze förmlich aus dem Boden geschossen. „Es gab einen Wahnsinns-Schub“, so Kunadt. Die Erfahrung sage, dass auf ein gutes Pilzjahr ein weniger gutes folgt – und umgekehrt.

Dem Regen am Sonntag sieht er als Naturfreund freudig entgegen – den heißen Tagen, die folgen sollen, nicht. „Bei zu hohen Temperaturen werden Pilze zu schnell madig und zu schnell alt“, erklärt er.

Sachkenntnis war letztes Jahr 235 Mal gefragt

Die Hauptsaison für den Pilzberater beginnt im September. Dann kommen manchmal bis zu 15 Personen am Tag mit vollen Körben in die kleine Beratungsstelle. Im Moment seien es nur vereinzelt Ratsuchende. 235 Beratungen hat er im vergangenen Jahr durchgeführt.

 Wie alle Pilzberater, davon ist Dieter Kunadt überzeugt, macht er das mit Leidenschaft. „Wenn einen das Fieber einmal gepackt hat, lässt es einen nicht mehr los.“

Der Kirschbaum-Gallertpilz hat sich "extrem rar" gemacht. Dieter Kunadt ist der dritte in Sachsen, der einen derartigen Pilzfund seit 2015 registrieren lassen hat.
Der Kirschbaum-Gallertpilz hat sich "extrem rar" gemacht. Dieter Kunadt ist der dritte in Sachsen, der einen derartigen Pilzfund seit 2015 registrieren lassen hat. © Lars Halbauer

Stolz ist Dieter Kunadt darauf, dass er im Februar dieses Jahres einen ganz besonderen Pilz gefunden hat. Auf einen Hinweis von Elsbeth Pohl-Roux aus Klosterbuch fand er einen Kirschbaum-Gallertpilz. „Der galt eigentlich schon einmal als ausgestorben“, sagt Kunadt. Mittlerweile werde er als „extrem rar“ eingestuft. 

In diese Kategorie fallen Pilze mit einem bis höchstens fünf Funden in Sachsen. Beim Kirschbaum-Gallertpilz war der Gorschmitzer der dritte, der sich den Fund dieses Pilzes seit 2015 bestätigen lassen hat. Zum Wachsen benötigt dieser unscheinbare Pilz das Holz alter Kirschbäume, das viele Jahre nicht mit Spritzmitteln behandelt worden ist. In Klosterbuch habe er offenbar einen optimalen Lebensraum vorgefunden.

Speisepilze lieber nicht per App bestimmen

Der Gorschmitzer verschließt sich auch moderner Technik nicht. Von Apps zum Bestimmen von Pilzen rät der Experte aber ab. „Bei Unsicherheit sollte immer der Berater gefragt werden“, so Kunadt.

Allein nach dem Aussehen sei ein Pilz nicht zu immer zu bestimmen. „Wichtig sind auch Konsistenz, Geruch und mitunter der Geschmack.“

Das sind die Pilzberater in der Region

Weiterführende Artikel

So trocknen Obst und Pilze richtig
Warum Pilze sammeln besser als Yoga ist

Mehr lokale Nachrichten aus Döbeln und Mittelsachsen lesen Sie hier.




July 26, 2020 at 08:00PM
https://ift.tt/2D8wW6G

Dieser Leisniger hat ein Auge für Pilze - Sächsische Zeitung

https://ift.tt/3im1D8H
Pilz

No comments:

Post a Comment